Arthur Koestler unter die Lupe genommen
Nun ist es so weit: Zu Arthur Koestler liegt eine sorgfältige psychoanalytische Studie des Psychoanalytikers und Schicksalspsychologen Gerhard Kürsteiner vor. Kürsteiner lässt eine psychische Struktur der Persönlichkeit Arthur Koestlers entstehen. Eine Trouvaille für jeden psychoanalytisch Interessierten, aber auch ein «Lesebuch» für alle Psychologiestudierenden und insbesondere für Therapeutinnen und Therapeuten jeglicher Couleur. Analytiker oder Analytikerin finden ausreichend Material zum Studium eines immanenten und alles durchdringenden Schuldgefühls. Eine vorzügliche Lektüre, um sich die lebensbedrohliche Dominanz eines Schuldkomplexes vor Augen zu führen.
Die Arbeit Kürsteiners, die sich im Wesentlichen auf die Autobiographie «Als Zeuge der Zeit» abstützt, ist ein akribisches Durcharbeiten der selbstanalytischen Überlegungen, Erinnerungen und Erlebnisberichte Koestlers. Hinterlassenschaft genug, um Koestlers verstörende und selbstzerstörende Psyche und das hintergründige Schuldgefühl und Strafbedürfnis zu analysieren.
Wer war Koestler?
Koestler ist als Journalist und «écrivain engagé» ein wandelnder publizistischer Brennpunkt des letzten Jahrhunderts gewesen. Sein abenteuerlicher Lebensweg verlief zwischen der Kindheit in der österreichischen Habsburgmonarchie, den wilden dreissiger Jahren in Europa, dem Einsatz als Kriegsberichterstatter im spanischen Bürgerkrieg und der erfolgreichen journalistischen und schriftstellerischen Arbeit in den verschiedenen Exilländern. So war sein Buch «Sonnenfinsternis» 1940 die Sensation des Buchmarktes. Eine Abrechnung nicht nur mit dem kommunistischen Regime der Sowjetunion, sondern – wichtiger noch – eine messerscharfe Analyse der Manipulation und Entpersönlichung des Menschen durch Ideologien, Massenbewegungen und politische Heilsbringer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und den langen Jahren als Kämpfer und bekehrter Kommunist gegen Diktaturen und Freiheitsbeschränkungen aller Art wandte sich Koestler mehr naturwissenschaftlichen Fragen und parapsychologischen Studien zu.